Der Sonnenkönig
1648 unternahmen die Adeligen, die mitregieren wollten, einen
Aufstand gegen den erst 10-jährigen König Ludwig XIV. Er musste mit seiner Mutter bei Nacht und Nebel aus Paris fliehen. Aber nach fünfjährigem Bürgerkrieg (die „
Fronde“) wagte niemand mehr, seine Herrschaft anzutasten. Er konnte nun
absolut (uneingeschränkt) herrschen.
König Ludwig XIV. König Ludwig XIV. liess sich „roi soleil“ nennen (Sonne = Sinnbild seiner Macht, seines Glanzes, seiner Grösse). Als Fürst von
Gottes Gnaden regierte der König unbeschränkt. Er erliess die Gesetze und war höchster Richter („L’Etat c’est moi“).
1648 war das Deutsche Reich (das jahrhundertelang die führende Macht Europas gewesen war) nach dem Dreißigjährigen Krieg in unzählige Kleinstaaten zersplittert worden. Damit wurde Frankreich die beherrschende Grossmacht. Ludwig XIV. liess sich in
Versailles (bei Paris) einen Riesenpalast bauen.
Sein prunkvolles Leben reizte viele europäische Fürsten zur Nachahmung.
Versailles Wie in Versailles entstanden vielerorts prächtige Schlösser im Stile des
Barock. Überall übernahm man französische Sitten und sogar die Sprache.
Festungsarchitektur von Vauban: Neuf-Brisach (Elsass) Die steigenden Steuereinnahmen waren für Ludwig XIV. nur ein Mittel zur Vergrösserung seiner Macht. Er schuf ein (teures)
stehendes Heer und weitete Frankreich zu den heutigen Landesgrenzen aus, die er durch ausgeklügelte Festungsbauten (Vauban) sichern liess. Frankreichs Soldaten segelten über den Atlantik nach
Kanada.
Sie folgten den grossen Strömen. Das Gebiet am Mississippi nannten sie
Louisiana. Auch aus anderen Kolonien konnte Frankreich Pelzwaren, Zucker, Kaffee und weitere „Kolonialwaren“ importieren.
Während 33 von 54 Regierungsjahren war Ludwig XIV. in grosse Kriege verwickelt. Dies war für den Handel ungünstig. Nachteilig für die Wirtschaft wirkte sich auch aus, dass Ludwig 1685 das
Toleranzedikt von Nantes aufhob. Damit mussten die Hugenotten auswandern, die sehr tüchtige Handels- und Gewerbeleute waren. Mit ihrem Know-how waren die
Hugenotten die Begründer der modernen Industrie in der Schweiz. (Seiden- und Baumwollfabrikation, Uhrenindustrie).
Der Sonnenuntergang war von Donnergrollen begleitet. Als Ludwig XIV. starb, warf das unterdrückte und ausgenützte Volk Steine auf seinen Sarg.
Um zusätzliches Geld für die Hofhaltung und für das stehende Heer zu bekommen, hatte Ludwigs
Finanzminister Colbert eine neue Wirtschaftsform eingeführt, den
Merkantilismus: „Der Staat muss versuchen, möglichst viel Geld ins Land zu ziehen und möglichst wenig Geld hinauszulassen.“
Es war
verboten, Fertigwaren einzuführen und es war
verboten, Rohstoffe auszuführen.
Frankreich baute Strassen und
Kanäle, erwarb Kolonien, baute eine Handelsflotte auf, vereinheitlichte die Masse und Gewichte und gründete
königliche Manufakturen.
Manufaktur Diese Vorläufer der Fabriken brachten gewaltigen Fortschritt in der Erzeugung von Güter. Im Mittelalter waren die Leute meist Selbstversorger gewesen, dann waren die Produkte auf Auftrag in den Werkstätten der Handwerker gefertigt worden. In den französischen Staatsmanufakturen begannen die ersten Serienproduktionen.
Auch die Nachfolger des „Sonnenkönigs“ regierten absolutistisch (Ludwig XV. 1715 -74, Ludwig XVI. 1774 – 92). Meistens überstiegen die Staatsausgaben die Einnahmen. Das
Defizit glich der Finanzminister aus, indem er bei den Banken Geld lieh. So trieb Frankreich dem
Staatsbankrott zu. Doch die Stimmung am Hof war: „Après nous le déluge“ (Nach uns die Sintflut).