Von Gorbatschow bis Putin
Mit Michail
Gorbatschow wurde erstmals ein Vertreter der jüngeren Generation zum Generalsekretär der KPdSU gewählt. Mit
„Glasnost“ (Durchsicht) und
„Perestroika“ (Umwandlung) brachte er Bewegung in das starre Sowjetsystem.
Das Jahr 1989 wurde zum Jahr der historischen
Wende. Die Nachkriegsordnung, die Stalin nach seinem Sieg von 1945 über Hitlerdeutschland den Völkern zwischen Ostsee und Schwarzem Meer mit Gewalt und Terror aufgezwungen hatte, geriet ins Wanken, als Gorbatschow zum 40. Jahrestag der DDR erklärte, wegen Berlin würde er keinen Weltkrieg auslösen. Darauf öffneten die Ungarn ihre Grenzen zum Westen.
Massenflucht („Abstimmung mit den Füssen“) und
Bürgerproteste („Wir sind das Volk") in der DDR zwang die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) zum Rückzug und die Mauer in Berlin fiel. Die Rumänen konnten sich in einem blutigen Bürgerkrieg ihres Diktators entledigen.
Alle Satellitenstaaten lösten sich von Moskau.
Der Lebensstandard der Sowjetbürger verschlechterte sich weiter. 1991 unternahmen konservative Kräfte einen Putsch gegen Gorbatschow, der zwar scheiterte, aber Boris Jelzin an die Macht brachte. Die UdSSR (ein Bundesstaat) wurde in die GUS (ein loser Staatenbund, heute bedeutungslos) umgewandelt.
Jelzin, der aus der kommunistischen Partei ausgetreten war und durch eigenartige Entscheide erstaunte, schaffte die
Überführung der kommunistischen Planwirtschaft in eine freie Marktwirtschaft nicht ohne Probleme: Wirtschafts- und Finanzkrisen, Sinken des BIP, organisierte Kriminalität, nach Unabhängigkeit strebende Teilrepubliken (Tschetschenienkrieg) , riesige Umweltprobleme.
Korruptionsvorwürfen gegen sich und seine Familie entzog er sich, indem er 1999 den Geheimdienstchef
Vladimir Putin als seinen Wunschkandidaten für die Nachfolge bestimmte.
Der Konflikt in Tschetschenien konnte nur vordergründig beigelegt werden. 2002 erschütterte ein Geiseldrama mit 170 Toten die Hauptstadt Moskau.
Dank des hohen Erdölpreises wuchs die russische Wirtschaft mit 7% pro Jahr und insbesondere die größeren Städte erleben einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Vladimir Putin musste 2008 wegen der Beschränkung der Amtsdauer als Präsident zurücktreten, hielt jedoch als Regierungschef weiterhin alle Fäden in der Hand.
Dmitri Medwedew, ein enger Vertrauter Putins, wurde als neuer Präsident gewählt. Nach vier Jahren als Regierungschef tauschten Putin und Medwedew 2012 die Ämter. Dank einer Verfassungsänderung konnte Putin für weitere sechs Jahre Staatschef bleiben. Ein Höhepunkt in seiner Karriere waren wohl die von ihm - anders als die westliche Presse es prognostiziert hatte - glänzend organisierten
Olympischen Winterspiele von 2014 in Sotchi, ein Ereignis, das aber vom
Krimkonflikt im März 2014 überschattet wurde.
In der
Ostukraine führte Russland ab 2014 einen verdeckten Krieg, indem es die Separatisten unterstützt.
Im
Syrienkonflikt spielte Russland eine zentrale Rolle und unterstützte politisch und militärisch den international geächteten Diktator Assad gegen die Rebellen und gegen die Terroristengruppen des IS.
Am 24. Februar 2022 rollte russisches Militär mit über hunderttausend Mann in die
Ukraine ein. Damit begann Russland einen völkerrechtswidrigen Krieg und führt ihn nun mit unglaublicher Brutalität. Wider Putins Erwarten verteidigt sich die Ukraine vehement und kämpft zäh gegen die russischen Truppen.
Die meisten Länder der Völkergemeinschaft kritisierten den Angriff Russlands auf das Nachbarland scharf. Sehr viele Länder verhängten
wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland, viele westliche Staaten
unterstützen die Ukraine mit Waffen und Hilfsgütern.