Die Vorortsgemeinde
Hochkonjunktur
Einige Leute hatten gedacht, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum zu einer Weltwirtschaftskrise komme. Doch genau das Gegenteil geschah. Die Leute begannen zu konsumieren. Aus den Tante-Emma-Läden wurden Selbstbedienungsläden. In allen Bereichen der Wirtschaft herrschte grosse Nachfrage. Die Gewerbebetriebe, die Fabriken und die Verwaltungen suchten Arbeitskräfte. Diese verdienten gut und konnten sich bald eine grössere Wohnung, ein Motorrad oder gar ein Auto leisten.
Mit dieser Hochkonjunktur setzte eine rege Bautätigkeit ein, auf den vielen Bauplätzen arbeiteten bald kaum noch Schweizer, sondern Fremdarbeiter, zuerst Italiener, dann Spanier und Portugiesen.
Als dann um 1960 in der Stadt Bern das Bauland knapp und damit teuer wurde, begann der Zuzug nach Buchsi. In den zehn Jahren von 1960 bis 1970 verdoppelte sich die Einwohnerzahl des Dorfes. Eine stürmische Entwicklung!
Quartierbidung Weierweg 1970: Wohnblöcke fressen sich in das Kulturland
Es mussten neue Schulhäuser gebaut werden: Bodenacker, Allmend, Waldegg, Riedli.
Das Strassennetz, teilweise auf den alten Feldwegen aufgebaut, war den neuen Anforderungen nicht immer gewachsen. Die Bauern wurden verdrängt. Wohnblöcke veränderten das Dorfbild. Münchenbuchsee drohte, zur Schlafgemeinde zu werden.
Bis in die späten 1970er–Jahre rollte der ganze
Verkehr zwischen Bern und Biel mitten durch Buchsi. Lärmend und stinkend - damals gab's noch keine Katalysatoren. Manchmal schnell - es waren innerorts generell 60 km|h erlaubt. Manchmal kriechend - am Morgen und am späten Nachmittag zu den Rush Hours, wie die Stosszeiten ironischerweise genannt wurden.
1975 am Naturschutzgebiet Moossee Ab und zu dröhnte nach Mitternacht ein Sportwagen mit einem Hunderter durchs Dorf - Geschwindigkeits-exzesse galten damals als Kavaliersdelikt und wurden nachsichtig geahndet. Oft stauten die geschlossenen Barrieren vor und nach dem Bahnhof den Verkehr bis ins Oberdorf zurück. Mit dem Bau der A6, mit der Errichtung von Inselchen, Pollern, Bodenwellen, Spiel- und Fussgängerzonen konnte der Verkehr beruhigt werden und dank der Bahnunterführung bleiben die Automobilisten trotzdem nicht mehr stecken. Auch die ständige Verbesserung des ÖV (SBB und RBS) federt die Verkehrsprobleme ab.
Politik
Jede Demokratie, ob Gemeinde (Münchenbuchsee) , Kanton (Bern) oder Bund (Schweiz), wird nach einem ähnlichen Prinzip regiert: dem Grundsatz der Gewaltentrennung. Das heisst, die eine Behörde, die Legislative, beschliesst die Gesetze (beim Bund ist das der National- und Ständerat). Eine andere Behörde, die Exekutive, führt diese Gesetze dann aus (beim Bund der Bundesrat). Bis 1974 war die Gemeindeversammlung die Legislative der Gemeinde Münchenbuchsee. Alle Stimmberechtigten, die in Münchenbuchsee wohnten, versammelten sich und beschlossen mit Handaufhalten wichtige politische Geschäfte (Budget, grosse öffentliche Bauten, neue Gesetze, Wahl der Kommissionsmitglieder usw). Die Exekutive, das war (wie auch heute) der Gemeinderat unter Vorsitz des Gemeindepräsidenten oder der Gemeindepräsidentin.
1976 wurde dann die Gemeindeversammlung abgeschafft und durch den Grossen Gemeinderat ersetzt.
Alle vier Jahre wählen die Buchserinnen und Buchser an der Urne die 40 Mitglieder des Grossen Gemeinderats (auch Parlament genannt) und auch die 9 Mitglieder des Gemeinderats.
Kultur
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-18) veränderte sich die Kunst grundlegend. Die Kunstmaler wollten nicht mehr nur abbilden (dazu hatte man jetzt den Fotoapparat). Die Malerei sollte etwas völlig Eigenständiges sein. Der im „Oberen Schulhaus“ in Münchenbuchsee aufgewachsene
Paul Klee wurde 1920 an die deutsche Kunst- und Gestalterschule „Das Bauhaus“ berufen. Klee gilt – zusammen mit seinem Malerfreund Kandinsky – als Wegbereiter der Moderne und ist weltweit berühmt. Zur Zeit von Paul Klee verstanden nicht alle Leute seine Kunst.
Klee: Feuerquelle Heute aber pilgern jeden Tag Hunderte von Leuten ins neue Paul-Klee-Museum in Bern, um seine Werke zu bewundern. Und das Obere Schulhaus heisst jetzt Paul-Klee-Schulhaus.
Der Rockmusiker und Chansonnier
Stephan Eicher wuchs in Müchchenbuchsee auf und machte dann in Frankreich Karriere. Er füllte das berühmte Odéon in Paris regelmässig. Denn er hat eine markante Stimme und seine Konzerte sind immer charmant und überraschend gestaltet. Wenn Stefan Eicher jeweils noch ein berndeutsches Lied anfügte, z.B. eins von Mani Matter: „ S'git Lüt, die würden alletwäge nie es Lied vorsinge, so win ig jitz hie. Eis singen? Um kei Prys, nei bhüetis nei, wil si Hemmige hei... “, da sangen Abertausende von Fans begeistert mit, natürlich ohne etwas vom Text zu verstehen: „... emmige ei...“.
Freizeiteinrichtungen
1922 hatte die Radio Schweiz AG im
Hirzenfeld eine „Radio-Telegrafie-Station“ mit zwei hohen metallenen Antennentürmen errichtet. So konnten Telegramme nicht nur über Draht, sondern auch per Funk in alle Welt übermittelt werden, damals, als es SMS noch nicht gab.
Radiostation Münchenbuchsee zur Zeit des Zweiten Weltkrieges Vor allem während des Zweiten Weltkrieges wäre eine internationale Kommunikation ohne solche Radiostationen nur schwer möglich gewesen, da die Schweiz von kriegsführenden Ländern eingeschlossen war.
Im Jahre 1945 wurden 2,5 Millionen Telegramme versendet. Viele vom Roten Kreuz, um im Krieg verschollene Personen zu suchen.
Später war die Radiostation wichtig, um mit den
Schiffen auf den Weltmeeren Kontakt halten zu können. Heute kann man per Richtstrahlantenne (wie auf dem Bantiger und dem Chasseral) über Satelliten nicht nur Morsezeichen und Sprache, sondern ganze Filme übermitteln.Im Zeitalter vom Internet brauchte es keine Kurzwellensender mehr. So verschwanden die Sendetürme. Die Räumlichkeiten der Radiostation dienen heute als
„Saalanlage“ für grosse Anlässe, vom Rockkonzert bis zum Unterhaltungsabend des Turnvereins.
Einst schickten begüterte Familien aus ganz Europa ihre Söhne nach Hofwil in die Schule von
Emanuel von Fellenberg. So auch ein berühmter bayrischer General. Doch dessen Sohn ertrank 1822 beim Schwimmen im Moossee. Daraufhin liess von Fellenberg in der Nähe der Schule ein künstliches Schwimmbecken mit Sprungturm errichten, das erste in der Schweiz.
Badweiher und Moossee Der „
Badweiher" war bis 1971 in Betrieb, dann genügte er den hygienischen Anforderungen nicht mehr. 1973 veranstaltete Buchsi ein grosses Dorffest. Der Erlös sollte ein neues Schwimmbad mitfinanzieren helfen. Man wollte mit Zollikofen zusammen bauen. Deshalb der abgelegene Standort im Hirzenfeld (zwischen Buchsi und Zollikofen). Dann stieg die Gemeinde Zollikofen aus dem Projekt aus. Trotzdem konnte 1983 das grosse
Sportzentrum mit Schwimmbad und Kunsteisbahn in Betrieb genommen. Später wurde dann noch ein Tennisplatz erbaut.
Moonliner-Werbung 2002 entstand auf dem Gebiet zwischen Hofwil und dem kleinen Moossee ein grosser
Golfplatz.
Für die Abendunterhaltung gehen die jungen Buchserinnen und Buchser meist nach Bern.
Und seit einigen Jahren können sie jeweils mit dem „
Moonliner"-Bus der RBS auch nach Mitternacht wieder nach Hause fahren.