1. Weltkrieg, Weimarer Republik
Sarajewo, der Funke ins Pulverfass
Das folgenschwere Attentat von SarajevoIm Juni 1914 besuchte das österreichische Thronfolgerpaar die 1908 annektierten Grenzländer Bosnien und Herzegowina. In
Sarajewo wurden Franz Ferdinand und seine Gattin von einem serbischen Nationalisten erschossen. Österreich erklärte Serbien den Krieg.
Die europäischen
Bündnissysteme (Dreibund und
Entente) bewirkten, dass sich nach Ablauf einer Woche (Ende Juli, Anfang August 1914)
der größte Teil Europas im Kriegszustand befand: Russland mobilisierte, um Serbien zu helfen, damit trat das russisch-französische Bündnis in Kraft. Deutschland war mit Österreich-Ungarn verbündet und erklärte deshalb Frankreich den Krieg. Als deutsche Truppen ins neutrale Belgien einmarschierten, trat auch England in den Krieg gegen die
Mittelmächte ein.
Der Bewegungskrieg vom August 1914
Das deutsche Heer musste einen
Zweifrontenkrieg (gegen Frankreich und Russland) führen.
Der Schliffen-Plan Im Westen wollte es zuerst einen schnellen Sieg über Frankreich erringen, indem es, in weitem Bogen durch Belgien ausholend, die französischen Armeen umklammerte (
Schlieffen-Plan). An der
Marne (vor Paris) aber wurden die deutschen Truppen in schweren Kämpfen aufgehalten.
Im Osten konnten die Deutschen den russischen Angriff in den Schlachten von
Tannenberg und an den Masurischen Seen abwehren.
Der Stellungskrieg
Die Front Im Herbst 1914 waren die Fronten erstarrt. Im Westen zogen sich die
Schützengräben von der Kanalküste bis zur Schweizer Grenze hin, im Osten von Riga bis zu den Karpaten. In den folgenden Jahren versuchten die Armeen mehrmals, die Front ihres Gegners zu durchbrechen. Aber diese Offensiven brachten oft nur wenige Kilometer Landgewinn. Der Kampf um
Verdun 1916 dauerte sechs Monate und kostete 300'000 Franzosen und 280'000 Deutschen das Leben.
Der Stellungskrieg hatte sich zur Materialschlacht gesteigert. Kanonen, Granaten, Minen, Giftgas und Tanks verwandelten die Front in eine Landschaft des Todes.
Gasangriff
Das entscheidende Kriegsjahr 1917
Obwohl deutsche Kriegsschiffe der englischen Flotte in der Seeschlacht vor dem
Skagerrak 1916 Verluste zugefügt hatten, blieb die
Blockade gegen die Mittelmächte wirksam.
Rohstoffmangel schwächte die deutsche Front, Hunger zermürbte die Menschen in der Heimat. Deshalb eröffneten die Deutschen im Februar 1917 den
unbeschränkten U-Boot-Krieg, was die
Kriegserklärung der USA zur Folge hatte.
Die deutsch-englische
Flandernschlacht im Sommer 1917 brachte keine Entscheidung an der Westfront.
Britische Artillerie An der Ostfront und gegen Italien, das 1915 gegen seinen ehemaligen Bündnispartner in den Krieg getreten war, verzeichneten die Mittelmächte Erfolge.
In Russland verstärkte sich die revolutionäre Stimmung gegen Zar Nikolaus II. Mit Einverständnis der deutschen Heeresleitung reiste der in der Schweiz im Exil lebende
Revolutionär Lenin durch Deutschland nach Petersburg. Dort stürzte er mit Hilfe der Arbeiter- und Soldatenräte (Sowjets) die russische Regierung und verkündete die Kommunistische Revolution. Damit schied Russland aus dem Krieg aus (
Diktatfrieden von Brest-Litowsk).
Der Zusammenbruch der Mittelmächte
Anfangs 1918 legte der amerikanische
Präsident Wilson ein aus 14 Punkten bestehendes
Friedensprogramm vor, das aber von der deutschen Führung abgelehnt wurde. Sie versuchte ein letztes Mal, die Westfront zu durchstoßen. Wieder erreichten deutsche Truppen die Marne und beschossen Paris. Aber trotz der Entlastung an der Ostfront
erlahmte die Kraft der Mittelmächte. Die Türkei und Bulgarien schieden aus dem Krieg, Österreich-Ungarn zerfiel, in Deutschland brach die Revolution aus.
Kaiser Wilhelm II. dankte ab. Im November 1918 unterzeichnete ein Vertreter der neuen deutschen Regierung den
Waffenstillstand.
Der Vertrag von Versailles und der Völkerbund
Einer von zehn Millionen Der Krieg hatte
10 Millionen Tote und 20 Millionen Verwundete gefordert. 1919 kam es in verschiedenen Vororten von Paris zum Abschluss von
Friedensverträgen (Diktatfrieden). Besonders folgenschwer war der Friedensvertrag mit Deutschland (
Versailler Vertrag). Deutschland verlor seine Großmachtrolle, seine Kolonien und 1/7 seines Gebietes. Es wurde entwaffnet und musste hohe
Reparationen leisten.
Auf Initiative des amerikanischen Präsidenten Wilson wurde 1920 der
Völkerbund (mit Sitz in Genf) gegründet, der als internationale Friedensorganisation alle Kriege verhindern sollte.
Die Weimarer Republik
Der Kaiser war nach Holland ins Exil gegangen, die Heeresleitung war mit der
„Novemberrevolution“ durch kommunistische „Arbeiter-und Soldatenräte“ ersetzt worden. Rechtsgerichtete ehemalige Soldaten schlossen sich zu bewaffneten
Freikorps zusammen und trieben und den Städten ihr Unwesen, um das Land vor der roten Diktatur zu retten.
Novemberrevolution in Berlin Ein „Rat der Volksbeauftragten“, bestehend aus Sozialdemokraten, bildete eine provisorische zentrale Regierung. Wegen Unruhen und Straßenkämpfen in Berlin trat
die verfassungsgebende Versammlung in Weimar zusammen. Bereits im Januar 1919 konnten Wahlen zur Nationalversammlung durchgeführt werden. Die neue
Weimarer Republik war eine parlamentarische Demokratie. Die Gesetze beschloss das Parlament,
Reichstag genannt. Dieser Reichstag wählte die Minister und auch den Regierungschef,
Reichskanzler genannt. Das Volk wählte direkt den
Reichspräsidenten, der eine sehr starke Stellung innehatte und geradezu als „Ersatzkaiser“ galt: Der Reichspräsident konnte sogar einen Mann seines Vertrauens als Reichskanzler berufen, auch ohne Zustimmung des Parlaments. Deutschland hatte damals noch keine Demokratie-Erfahrung. Mehrere Parteien bekämpften offen diese Weimarer Republik: D
Parteianhänger vor einem
Wahllokal 1932ie Kommunisten wollten die Diktatur des Proletariats einrichten, die Konservativen wieder einen Kaiser und die
Nationalsozialisten wollten eine Führerdiktatur.
Die Weimarer Republik geriet ins Taumeln, als 1929 mit der Weltwirtschaftskrise die Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhen stieg. Dies brachte
1933 Hitler an die Macht, der dann sogleich die Republik abschaffte und unter dem Beifall des Volkes das
„Dritte Reich“ errichtete.