Pfahlbauer, Helvetier, Römer, Alemannen
Die Urzeit
Vor 200 Millionen Jahren wäre unser Schulhaus
hundert Meter unter dem Meeresspiegel auf Schotter gestanden, auf dem Geschiebe riesiger Flüsse aus dem heutigen Osteuropa. Riesenkraken tummelten sich hier im Meer, das die Geologen Jura-Meer nennen. Grosse Reptilien machten Jagd nach Fischen. Über den stürmischen Wellen kreisten Flugsaurier. Aus dem
Jura-Meer ragten Inseln, die mit mächtigen Bäumen bewachsen waren.
Diese Bäume wurden später zu Kohle.
Damit heizte man im 19. und 20. Jahrhundert die Häuser und die Dampflokomotiven und betrieb die Gaswerke.
Vor 20 Millionen Jahren war das Land zwischen dem neu entstandenen Faltenjura und den Alpen immer noch von Wasser überflutet.Das Schulhaus wäre aber nur noch
zehn Meter unter Wasser gestanden, und nun auf einem Sandboden.
Durch Ebbe und Flut bildeten sich Sandbänke. Der Gurten, der Belpberg und der Bantiger waren solche Sandbänke gewesen. Darauf wuchsen Birken, Pappeln, Weiden, Magnolien und grosse Farne, die wie Palmen aussahen.
Der Grauholzberg muss wie ein Sandstrand aus einem heutigen Ferienprospekt ausgesehen haben. Aus dem Sand bildete sich im Lauf der Jahrmillionen der
Sandstein, der dann beim Bau der Stadt Bern und für einzelne Bürgerhäuser in Münchenbuchsee verwendet wurde. Mehrere
Steinbrüche im Grauholzberg zeugen vom Sandstein-Abbau.
Vor hunderttausend Jahren wäre unser Schulhaus auf Kies gestanden und von
einer dicken Eisschicht überdeckt gewesen. Damals waren die Gletscher der Alpen viel grösser als heute.
Ihre weissen Zungen drangen bis in die Täler hinunter und waren während der
vier Eiszeiten oft bis über hundert Kilometer lang. Die Gletscherzungen trugen auf ihren Rücken Millionen von Tonnen abgebröckeltes Gestein und bildeten damit
Moränen. Die vielen runden flachen Hügel um Münchenbuchsee sind solche Moränenhügel (oder Drumlins, wie sie mit dem Fachausdruck heissen).
Heute ist der Kies mit einer gras- oder waldbewachsenen Humusschicht bedeckt. Er wird als Baumaterial verwendet (als Beton: Der Kies wird gesiebt, gewaschen, mit Zement und Wasser vermischt, über Eisengitter gegossen und festgestampft.) Eine grosse Kiesgrube befindet sich zwischen Deisswil und Wiggiswil.
Ob der Kies in den Kiesgruben um Münchenbuchsee aus den
Berner Alpen oder den
Walliser Alpen stammt, ist schwer zu sagen. Denn auf unserem Gemeindegebiet
trafen die beiden Gletscherzungen des Aaregletschers und des Rhonegletschers zusammen. Der Aaregletscher kam natürlich durchs Aaretal, der Kies des Rhonegletschers machte eine weite Reise das Wallis hinunter bis nach Lausanne, wandte sich dort Richtung Fribourg und kam dann vielleicht via Aarberg zu uns.
Einzelne Brocken hatten die Grösse von einem Smart. Auf der Landkarte sind sie als
„Erratischer Block“ eingezeichnet. Am westlichen Ende des Bärenriedwaldes gibt es noch einen solchen
Findling. Früher war unsere Gegend reich an Findlingen, da hier gleich zwei Gletscherzungen wirkten. Viele dieser grossen Brocken sind verschwunden. Wieso? Im Jahre 1825 war in England die erste Eisenbahnlinie eröffnet worden. In der Schweiz verhinderte vorerst der Kantönligeist den Bau von Eisenbahnlinien, bis 1848 der Bundesstaat gegründet wurde. Damit wurden Grossprojekte möglich. Es begann ein wilder Bau von Eisenbahnlinien. Über das Gebiet unserer Gemeinde führten gleich zwei Linien: Zürich - Bern (eröffnet 1857), Biel - Bern (eröffnet 1864). Für die Geleise brauchte es Schotter. Um die Transportwege des Schotters kurz zu halten, wurden die Findlinge links und rechts der Linien gesprengt. Um 1870 lancierte ein Genfer Geologe einen „Appell aux Suisses“. In bewegenden Worten beschwor er seine Landsleute, die „Flüchtlinge“ zu schätzen und zu schützen, die so lange schon unter uns weilten und sich doch nicht geborgen fühlen dürften. Der Aufruf zeigte Wirkung, die Findlinge wurden unter Heimat- und Naturschutz gestellt. Doch für unsere Gegend war es schon fast zu spät. Kleinere Findlinge, die man heutzutage beim Bau von Wohnhäusern ausgräbt, werden dann gleich für die Gartengestaltung gebraucht.
Die Vorzeit
Auch die beiden Hinkelsteine (das sagenhafte „Bottisgrab“) zwischen der Tannachern und dem Forsthaus (neben der Autobahn) sind
Findlinge, zudem gehören sie zu den
ersten Zeugen menschlicher Besiedelung des Moosseetals. Sagenhaftes Bottisgrab Aus religiösen und astrologischen Gründen pflegten die Menschen in der
Steinzeit längliche Findlinge aufzurichten, ohne Maschinen eine äusserst mühselige Arbeit.
Spuren menschlicher Besiedelung fand man auf dem
Moosbühl in der Nähe der Shoppylandkreuzung. Da lebten Steinzeitmenschen in einfachen Zelten. Das war vor vierzehntausend Jahren am Ende der letzten Eiszeit. Es waren in Fell gekleidete Nomaden,
Rentierjäger, die weiterzogen, wenn das Wild knapp wurde. Anhand der Tierknochenfunde kann man sehen, dass sie Rentiere, Hasen und Bären jagten. Die Anordnung von Steinen und eine Feuerstelle geben uns Hinweise, wie sie gewohnt hatten. Die Winter waren lang, die Sommer sehr kurz. Jeder Strauch, der zu hoch über den Boden hinauf wachsen wollte, erfror der eisigen Winterkälte und wurde von der Schneelast zusammengedrückt. Bäume gab es überhaupt nicht. Wo die Gletscher nicht mehr hinreichten, da dehnte sich die weite Tundra mit ihren zahllosen Gräsern, Moosen und kriechenden Gebüschen aus. Es sah damals bei uns aus wie heute in Sibirien oder Grönland.
Die Menschen, die damals lebten, glichen uns schon sehr. Sie waren wohl anders gekämmt und anders gekleidet als wir, aber ihre Gesichtszüge, ihr Körperbau und ihre Haltung entsprachen genau dem, was wir von unseren heutigen Mitmenschen kennen. Waren sie dümmer als wir? Natürlich hätten sie kein Smartphone bedienen können! Sie wussten nicht mal was über Elektrizität. Dafür hatten sie andere Fähigkeiten, die uns heute abgehen. Wir könnten in der Umwelt von damals kaum ein Jahr überleben - das Handy hätte kein Netz, der Kühlschrank könnte nirgend angeschlossen werden und wie man ein wildes Tier fängt und sein Fell gerbt, wie man eine Forelle fängt und ausnimmt, welche Pilze, welche Beeren giftig sind, das wüssten wir nicht, und wir könnten uns auch nicht schnellschnell im Internet schlau machen - wir müssten verhungern, erfrieren.
Als Werkzeug kannten die Menschen der Altsteinzeit den
Faustkeil. Das ist ein spitz zugehauener Feuerstein (Silex), der als Messer, Hammer, Schaber und als Waffe diente.
Faustkeil aus Silex Faustkeile aus importiertem Feuerstein wurden beim Moosbühl gefunden. Sie befinden sich heute im Historischen Museum in Bern. Es war das
Kombiwerkzeug der Altsteinzeit, sozusagen das Schweizer Militärmesser.
Später, als es in unserer Gegend wieder wärmer wurde, da bildeten sich Seen und Moore. Die Moore wurden zu Torf. Es wanderten Hirsche, Rehe, Wölfe, Wildpferde ein. Die Familien, die im Moosseetal herumzogen, bauten ganz einfache Laubhütten. Sie
jagten und sammelten Beeren.
Um 4000 v. Chr. wanderten Menschen mit einer neuen Lebensform ein:
Sesshafte Bauern, die Ackerbau und Viehzucht kannten und Häuser bauten. Sie stammten ursprünglich aus dem vorderen Orient (Irak, Syrien, Iran) Einige rodeten kleine Waldstücke, damit ihre Tiere weiden konnten. Es ist wahrscheinlich, dass zwischen Dorfbach und Kirchmattbächlein erste Bauern lebten.
Andere Grossfamilien liessen sich an Seeufern nieder, um Fische zu fangen. Diese
„Pfahlbauer“ errichteten ihre Häuser auf Stelzen.
Pfahlbauerdörfchen Bei Hochwasser im Frühjahr und nach langen Regenperioden standen die Häuser über dem Wasser, sonst einfach im Moor. Um das Moos zu begehen, legten sie Rundhölzer hin. Wenn es galt, einen Wasserlauf zu queren, wurden die Rundhölzer kunstvoll miteinander verbunden, so dass eine Art Brücke entstand. Wir wissen, dass es am oberen Ende des Moossees (beim heutigen Bootsverleih) und am unteren Ende, beim Strandbad, links und rechts vom heutigen Urtenenkanal, Pfahlbauersiedlungen gab. Das waren Ufersiedlungen von Grossfamilien (Sippen). Waren die untereinander verfeindet? Sicher nie dauerhaft, das hätte ein Zusammenleben am See verunmöglicht. Trotzdem waren die Siedlungen von einem Palisadenzaun umgeben. Der war wohl weniger auf Belagerung ausgerichtet, sondern bezweckte, nachbarliche Nachtbubenstreiche und nächtliche Raubüberfälle umherziehender Banden abzuwehren. Meist werden die Beziehungen der Dörfer untereinander zwischen Pflege von familiären und gesellschaftlichen Besuchen, selbstloser Nachbarhilfe, zähem Feilschen, friedlichem Wettstreit und verbalen und handfesten Streitigkeiten hin und her gependelt haben.
Diese
Pfahlbauer bearbeiteten das Holz mit
Steinbeilen, bauten Kanus
(Einbäume) fischten mit Angeln und Netzen und Harpunen, sie säten das erste Getreide und begannen, Tiere zu zähmen und zu züchten
(Schafe, Ziegen, Hunde). Sie waren geschickte
Töpfer und Weber. Faden zum Weben der Kleider gewannen sie durch den Anbau von Flachs.
Unter der Liegewiese des Strandbads Moossee ruht noch heute unausgegraben der grössere Teil des Dorfes, das vor 6000 Jahren etwa 150 Personen beherbergte.
Der Jugendpsychologe Hans Zulliger aus Ittigen berichtet im SJW-Heft „Die Pfahlbauer am Moossee“ von damals.
Zulligers Bestseller Die Erzählung wurde mit über einer halben Million verkauften Exemplaren ein absoluter Bestseller.
2011, im Zusammenhang mit Bauarbeiten für das neue Strandbad, wurde ein Einbaum ausgegraben. Die Abmessungen des aus Lindenholz gefertigten Bootes entsprechen etwa denjenigen eines heutigen Wanderkajaks für zwei Personen. Dieser Einbaum gilt als das älteste Schiff der Schweiz, und er hat die Besonderheit, nicht aus Eichenholz gefertigt zu sein wie die andern in der Schweiz gefundenen Einbäume. Wieso diese Ausnahme? Schliesslich fault das gerbstoffhaltige Eichenholz im Wasser fast gar nicht. Es ist aber sehr schwer und als Hartholz nicht ganz mühelos zu bearbeiten, mindestens mit den Steinbeilen von damals. Die grossen und schweren Einbäume auf dem Bielersee wurden für Warentransporte von einem Ufer zum andern verwendet: Baumaterialien wie Lehm (zum Bestreichen der Wände), Holz (für Palisaden) oder Schilf (für die Dächer) mussten herbeigeschafft werden, man brachte eine Ziege ins Nachbardorf, um sie gegen Felle einzutauschen, vielleicht kreuzten die jungen Männer zwecks Brautschau auf den Juraseen, sicher gerne im tollen Einbaum ihres Vaters - wie auch immer das Ausgehverhalten damals war. Der schwere Einbaum blieb immer im Wasser, im Sommer und im Winter, das Eichenholz faulte nicht.
Bergung des Einbaums durch den Archäologischen Dienst
Der Einbaum vom Moossee war anders im Einsatz. Lindenholz ist relativ weich, deshalb mühelos zu bearbeiten. (Wenn du im Werkunterricht schnitzen lernst, dann bestimmt mit Lindenholz.) Weil dieser Einbaum nicht allzu schwer war, konnten zwei Männer ihn streckenweise über Land tragen. Damit das poröse Lindenholz nicht faulte, wurde der Einbaum nach Gebrauch jeweils aus dem Wasser genommen und gleich mit Heu trockengerieben. Wahrscheinlich ölte man ihn zusätzlich mit Tierfett ein. Nach der Schneeschmelze und bei starken Regenfällen bildete sich durch das ganze Moosseetal vom Sand bis Schüpfen ein grosser, langgezogener See, der Abfluss der Urtene wurde durch den Stalden bei der heutigen Solothurnbücke in Urtenen gestaut. Nicht weit davon, ab Hindelbank, bildeten die Überschwemmungen der Emme einen See, der bis Solothurn reichte. Und im Nordwesten verwandelte die Aare das Grosse Moos mit den drei Juraseen schon fast zu einem Meer. Bei normalem Wasserstand war dieses Gebiet des bernische Mittellands eine riesige Moorlandschaft mit Tausenden von kleinen und grösseren Tümpeln, mit Seen und mit vielen mäandernden (sich schlängelnden) Flussläufen, die sich Jahr für Jahr etwas änderten. Um durch solches Gelände zu reisen, Handel zu treiben, neue Jagdgründe zu erschliessen, eventuell auch um Raubzüge zu unternehmen, dazu war der tragbare Lindeneinbaum das einzig mögliche Verkehrsmittel. Das Rad war noch kaum bekannt - und ohne Strassen hätte ein Wagen auch gar keinen Sinn gehabt. Reitpferde gab's noch nicht. Also bestand eine Reise vom Moossee an den Neuenburgersee aus einem andauernden "Teichhüpfen" - sich mühsam durchs dornenreiche Dickicht schlagen und dann immer wieder staken oder paddeln.
Welche Sprache die Steinzeitmenschen gesprochen haben, wissen wir nicht. Aber wahrscheinlich war das Moosseetal gerade die Grenze zwischen zwei Kulturen. Westlich von uns bis an den Atlantik wurden sehr grosse Steine aufgestellt, einzeln, in Reihen oder als Kreise. Diese
Megalith-Kultur (Grossstein-Kultur) endete hier, und das sagenhafte Bottisgrab befindet sich an der Ostgrenze dieser „Grossstein-Kultur“ - eine mickrige Sache, diese beiden „Steinchen“, wenn wir sie mit den schier endlosen Steinreihen von Carnac in der Bretagne oder den gigantischen Brocken der Steinkreise von Stonehenge in Süd-England vergleichen.
Das Aufkommen von
Bronze änderte die Idylle der Bauern im Moosseetal, ob sie nun am See oder an den besonnten Seiten der Hügel wohnten.
Über tausend Jahre vorher hatte irgendjemand in Vorderasien die Idee gehabt,
Kupfer mit Zinn zu schmelzen, was einen neuen, golden schimmernden Werkstoff ergab, mit dem man Werkzeuge, Waffen und Schmuckstücke herstellen konnte.
Diese Bronze veränderte zuerst das Wirtschaftsleben, dann die soziale Struktur. Wieso? Zinn war nur aus weit entfernten Orten zu bekommen. Die
Zinnhändler mussten meist ganz Europa durchqueren. Sie kamen mit den unterschiedlichsten Kulturen in Kontakt und waren so die
Nachrichten-Sprecher der Frühzeit. Die Händler brachte Botschaften von fernen Göttern, Bräuchen und Sitten. Allerlei Neuartiges wie Gewürze, Heilpflanzen, Stoffe oder Verarbeitungstechniken fanden so den Weg zu den Menschen in Europa bis ins Moosseetal. Und hier führte
eine wichtige Verbindung von Südwesten nach Nordosten an Münchenbuchsee vorbei (der heutigen Mülistrasse entlang) zur Moospinte und dann über Jegenstorf und Bätterkinden nach Solothurn.
Wohl auch durch den Kupferhandel erschien bald das
Eisen. Die ersten Eisenschmiede haben etwa um 700 v. Chr. in unserer Gegend die Arbeit aufgenommen. Und noch ein weiteres Metall wurde beliebt:
Gold
Durch den Metallhandel wurden einige reicher als andere. Lokalfürsten hatten ihre Hände in vielen Geschäften. Um ihre gesellschaftliche Stellung und ihre Macht allen zu zeigen, behängten sie sich mit
Goldschmuck. Viele Goldarbeiten stammten aus italienischen oder griechischen Werkstätten. Die besondere Stellung der Fürsten musste natürlich auch im Jenseits gewährleistet sein. So fanden Waffen, Schmuckstücke, Krüge und Schalen den Weg in die
Hügelgräber. Es war auch Sitte, dass sich die Persönlichkeiten mit ihrem Wagen bestatten liessen. Grabfunde mit Bronze und Wagenteilen fand der Buchser Arzt und Altertumsforscher Johann Uhlmann 1852 bei Ausgrabungen in Grabhügeln im Diemerswilerwald und in Schönbühl (dort befindet sich an der nordwestlichen Ecke des Waffenplatzes, wo die Kantonsstrasse bei der Brieftaubenstation eine rechtwinklige Kurve Richtung Coop Megastore macht, ein für den Spaziergänger deutlich erkennbarer Grabhügel.
Die Helvetier
Ab etwa 400 vor Chr. zogen von Norden kommend
Kelten in unsere Gegend. Auf der
Engehalbinsel, einer Aareschleife im Norden der Stadt Bern, bauten sie eine Stadt. Der Spaziergänger heute kann die
Keltenwälle bei der Fähre Reichenbach und beim Restaurant Zehndermätteli noch gut erkennen.
Für die Zeit bis zur keltischen Besiedelung unseres Landes haben wir keine schriftlichen Berichte über die Menschen, wie sie aussahen, wie sie sprachen und woran sie glaubten. Das ist die
prähistorische Zeit (prä =vor, historisch =erzählend). Was wir von ihnen wissen, haben wir durch Ausgrabungen erfahren.
Von den Kelten aber erzählt uns der römische Feldherr
Gaius Iulius Caesar in seinem Kriegsbericht
„Der Gallische Krieg“ (die Kelten nennt man auch Gallier).
Damit beginnt die geschichtliche, die historische Zeit. Caesar berichtet, dass die keltischen Bewohner des Mittellandes die
Helvetier waren und dass sie in
12 Städten und 400 Dörfern lebten. Dass in unserem Gebiet die
Tiguriner wohnten, das wissen wir auch von Caesar, wie aber die Stadt auf der Engehalbinsel hiess, das schrieb er nicht auf. Heutige Forscher haben den Namen trotzdem herausgefunden: Brenodunum.
Ob Münchenbuchsee eins der 400 helvetischen Dörfer war, das lässt sich nicht mehr feststellen. Es könnte aber sein, dass sich dort, wo heute unsere Kirche steht, zur Zeit der Kelten eine heilige Stätte, vielleicht eine
Opferstätte befand.
Auszug der Helvetier 58 v.Chr.
Und sicher lebten hier auch einzelne Kelten, entlang den beiden Bächen und am Rande vom Moos. Von Caesar wissen wir auch, wie diese Helvetier politisch organisiert waren und dass sie des Klimas wegen gerne nach Südfrankreich gezogen wären, doch das hatte ihnen der grosse Feldherr Caesar im Jahre
58 v.Chr. in der Schlacht bei Bibracte verwehrt. Danach wurde das Land zwischen Jura und Alpen nach und nach von den Römern besetzt. Sie bauten die helvetische Hauptstadt
Aventicum.
Die Römer
Bei einer Renovierung der Kirche Münchenbuchsee wurde einmal
ein römisches Mäuerchen entdeckt. Ab und zu finden Bauarbeiter uralte römische Dachziegel, die in Münchenbuchsee bei einem späteren Bau als Füllmaterial verwendet worden waren.
So könnte die römische Villa
ausgesehen haben Deshalb können wir annehmen, dass zur Zeit der Römer irgendwo zwischen dem Dorfschulhaus und dem Paul-Klee-Schulhaus das Gut (Villa) eines Veteranen (=ausgedienter Legionär) aus Oberitalien oder Südfrankreich gestanden hat. Die einheimischen Leute (Helvetier) arbeiteten für ihn als Taglöhner. Daneben wohnten wohl auch Sklaven auf dem Hof. Das waren oft Kriegsgefangene aus irgendeinem Randgebiet des grossen römischen Reiches.
Die Römer pflanzten in ihren Gärten gerne Reben. So hatte es damals an dem sonnigen Hang über der heutigen Bielstrasse sicher Reben. Auch den immergrünen Buchs pflanzten sie gerne. Die Römer sprachen lateinisch und nannten diesen Strauch BUXUM. Die Blätter im heutigen Gemeindewappen sind Buchsblätter.
Die Alemannen
Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. fand eine grosse
Völkerwanderung statt. Germanen aus dem Norden (Skandinaven und Deutschland) drängten nach Süden in das zerfallende Römische Reich. In der
Westschweiz, der französischen Schweiz, liessen sich die Burgunder, in der Deutschschweiz die Alemannen nieder.
Sie unterwarfen oder vertrieben die ansässige Bevölkerung (Römer, romanisierte Helvetier). Da die Germanen (und ganz besonders die Alemannen) Steinbauten nicht schätzten,
verfielen die Bauwerke der Römer.
Die Alemannen errichteten hölzerne Bauernhäuser, ähnlich wie wir sie noch heute in unserer Gegend finden. Sie siedelten aber gerne in der Nähe ehemaliger römischen Gutshöfe, weil die an den besten Orten lagen (sonnig, fruchtbar, Trinkwasser in der Nähe) und die Umgebung schon gerodet war.
Weil wohl der von den Römern angepflanzte Buchs weiter wucherte, nannten sie den Ort Buchse.
Auch an andern Schweizer Orten nannten neu siedelnden Alemannen den Ort nach dem Buchsbaum: Herzogenbuchsee, Buchsee bei Köniz, Buchs (AG, LU, SG und ZH), Ober- und Niederbuchsiten (SO), Buochs (NW). Überall dort hat es Reste römischer Besiedlung.
Wie hat Buchsi im frühen Mittelalter, zur Zeit der alemannischen Besiedlung ausgesehen? Versuch einer eher schematischen Rekonstruktion. (Ansicht von Ost Richtung West, also vom Moos Richtung Kirche, links ist der Dorfbach, rechts wäre das Kirchmattbächlein)
1. Heilige Eiche
2. Laubberg
3. Limbärgeten (Lehm für den Fachwerkbau)
4. Stöckeren
5. Heustock
6. Allmend
7. Taunerhaus im Graben am Dorfbach, Heim eines geduldeten romanisierten Kelten, der für die alemannischen Bauern Taglöhnerdienste leistet, Ziegen und Schafe hält, Beeren im Moos sammelt, sein Brauchwasser aus dem Bach bezieht.
8. Moos, für die alemannischen Bauern wenig interessant.
9. Dorfbrunnen, gespeist aus einer Quelle oder einem gegrabenen Brunnschacht.
10. Etter (Holzzaun um das Dorf - Mauern waren nicht gestattet!)
11. links strohgedecktes Krüppelwalmdach mit Windauge (Rauchabzug), Fachwerkbau, rechts Blockbau mit Satteldach.
12. Linde
13. Zerfallene römische Villa. Steinbauten interessierten die Alemannen nicht.
14. Beunde, fürs Bindematerial: Hanfanbau für Seile, Flachs.
15 Gemüsegarten
16. Sommerzelg
17. Winterzelg.
18. Brachzelg.
19. Reste der Buchsbäume, welche von den Römern hergebracht wurden, und die dem Ort den Namen gaben.
Die Viehweiden wären hinter dem Dorf, Richtung Schönegg und gegen Diemerswil.
Dreifelderwirtschaft
Die alemannischen Bauern führten dann unter der Anleitung von Klosterbrüdern (der Zisterzienser) die Dreifelderwirtschaft ein, welche in unserer Gegend fast tausend Jahre praktiziert wurde. In regelmässigem Wechsel wurde 1/3 des Ackerlandes mit
Wintergetreide (Herbstsaat), 1/3 mit
Sommergetreide (Frühjahrssaat) bestellt, 1/3 wurde zur
Brache (keine Einsaat, der Acker ruhte). Damit konnten die Ernteerträge gegenüber der römischen und frühmittelalterlichen Zweifelderwirtschaft deutlich erhöht werden.
Der Anbau von Hafer als Sommergetreide förderte die Pferdehaltung. Bis ins Hochmittelalter hatten Ochsen einen hölzernen Hakenpflug gezogen, mit der Erfindung des Kummets wurden Pferde zu Arbeitstieren, die nun einen
eisernen Radpflug zogen. Die Bauern konnten schneller arbeiten, der Ertrag wurde deutlich gesteigert. Hungersnöte wurden seltener, der Wohlstand stieg. So wuchs die Bevölkerung Ende des Hochmittelalter stark an, was allerdings durch die grosse Pest von 1349 (der
„Schwarze Tod“, der in Europa einen Drittel der Bevölkerung dahinraffte) und weitere drei verheerende Pestzüge zwischen 1478 und 1493 dann wieder korrigiert wurde. Die heute übliche Form der Dreifelderwirtschaft ersetzt die Brache im dritten Jahr durch Hackfrüchte (Kartoffeln, Rüben) oder durch Einsaat von Grünfutter (Klee).
Wie unsere Bauernhäuser entstanden
Die Häuser der ersten alemannischen Siedler waren
Einraumhäuser. Holz und Strohwerk wurden durchräuchert und dadurch haltbar gemacht (gegen Holzwurm und Motten). Weil alles schwarz wurde, baute man später ein rauchfreies Wohngemach ein.
So könnte es in einem aleman-
nischen Bauernhaus ausgesehen habenDer (warme) Dielenboden wurde dann zur Schlafstätte für Kinder und Gesinde. Bettfedern hatte man noch nicht, man deckte sich mit Laub zu. Deshalb heisst der Vorbau des oberen Stockwerks noch heute Laube . Ein Lehmofen war der Vorläufer des Kachelofens.
Die alemannischen Bauernhäuser waren
Hochstudhäuser. Auf dem Hochstud in der Mitte des Raumes ruhte der First, dieser und die Pfetten trugen die Sparren, worauf die Dachlatten befestigt wurden. Die Häuser wurden mit Stroh, später mit Schindeln gedeckt. Das einzige Haus in Buchsi, wo der Hochstud noch erhalten ist, ist das „Läbi-Hus“.
Zuerst waren die Tiere im Wohnraum untergebracht. Später wurden
Ställe gebaut. Der Raum zwischen Haus und Stall diente als Arbeitsplatz (dreschen). Dann wurde eine Diele (Brügi, Brücke) gebaut. Schlussendlich wurde auch die „Brücke“ überdacht und hier die Ernte eingelagert.
Orts- und Flurnamen
Wälder, Felder, Bächlein und Seen erhielten deutsche Namen, ab und zu erinnert aber doch ein Name an die keltisch-römische Zeit. Dies gilt vor allem für grössere Fliessgewässer. Gewässernamen sind die frühesten Zeugnisse der menschlichen Sprache in Europa und gehen sogar auch in die vorkeltische Zeit zurück. Die ältesten Flussnamen entstanden wohl vor über 3000 Jahren. Sie sind damit viel älter als die Namen der Dörfer und Städte. Während Siedlungen im Altertum oft wieder aufgegeben oder zerstört wurden, änderten sich die Flüsse nur unbedeutend. Flüsse waren für die Menschen stets sehr wichtig, besonders auch für die Orientierung unterwegs und für den Warentransport, der grösstenteils entlang der Flussläufe erfolgte. Die Menschen, die nicht zuletzt auch wegen des Fischfangs gerne an Flussläufen wohnten, sprachen wohl verschiedene Sprachen. Sie nannten den Fluss vielleicht nach einer Eigenart wie gekrümmt, Gürbe, oder dunkel, wie Doubs. Der Flussname verbreitet sich mit den Händlern und wurde durchgehend. Oft musste sich der Flussname der jeweiligen Sprache anpassen. So wurde der Rotten im Unterlauf zu Rhône, die Saane zur Sarine, die Sense zu Singine, die Suze, die durchs Taubenloch schiesst, zur Schüss, die Zihl zur Thielle. Der Name Aare stammt aus der indogermanischen Zeit. Vor dreitausend Jahren hiess der Fluss wohl einfach Aa, was fliessendes Wasser bedeutete. Noch heute heisst Fluss oder Wasser auf Schwedisch und Dänisch Å. Noch heute gibt es in Europa mindestens 50 Fliessgewässer mit dem Namen Aa. Viele weitere Flüsse heissen Aue oder Au, was den gleichen Ursprung hat. Den Römern, welche zur Zeitenwende fast die ganze damalige Welt beherrschten, diente diese Einfalt der Namensgebung gar nicht. Als sie ab 58. v.Chr begannen, unser Land zu kolonialisieren, nannten sie den Oberlauf der Aare Arula (was für sie Ärchen oder vielleicht auch Flüsschen bedeutete, den Unterlauf widmeten sie – wohl eine Art Wortspiel - Aurora, der keltischen Göttin der Morgenröte. Die Aare wendet sich im Mittelland, das die Galloromanen besiedelten, nämlich Richtung Osten und fliesst dann ab Aarberg 150 Kilometer Richtung Sonnenaufgang. Der offizielle Name des Flusses blieb für 1700 Jahre Arola fluvius, während das Volk wohl stets Aar oder Aare sagte. Die Urtene erhielt ihren Namen von der keltischen Urtina, der Göttin der Quellen, die Worble war die Sprudelnde, Wirbelnde, die Gürbe die Krumme. Oft wurden dann neue Ortschaften nach dem Fluss benannt, in unserer Gegend Urtenen, Worb, Lyss oder Limpach. Germanische Einwanderer im 7. und 8. Jahrhundert nannten ihre Ortschaften gerne nach dem Sippenführer. Diese alemannischen Siedler sprachen Althochdeutsch, das sich in über tausend Jahren in unser heutiges Deutsch verwandelte.
Althochdeutsch tönt etwa so:
Gang ût, nesso, mid nigun nessiklînon, ût fana themo marge an that bên, fan themo bêne an that flêsg,
(Das war ein Zauberspruch, der zur Heilung einer Krankheit diente: Geh raus, Wurm, mit neun Würmchen, raus von diesem (Knochen)mark an den Knochen, von dem Knochen an das Fleisch... Beschwörend versuchte der Magier, die krankmachenden Würmer aus dem Körper des kranken Menschen oder Tieres hinauszuziehen. Wegen mangelnder Hygiene litten die Germanen oft an Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht wurden. (Wenn man heute eine Infektionskrankheit hat, z.B. einen Abszess, dann geht man zum Arzt, der dann ein Antibiotikum verschreibt)
Die Namen der Dörfer in der Nachbarschaft:
Namen auf –wil: Ursprünglich eine römische Villa, auf deren gerodeten Fläche ein alemannisches Gehöft entstand (z. B. Wiggiswil). Dietmar gründete Diemerswil, Wiggo Wiggiswil, Dietrich Dieterswil, Zuzo Zuzwil und ein Iffo siedelte mit seiner Familie in Iffwil. Der Alemanne Perolt („der wie ein Bär waltet“), der im 8. Jahrhundert mit seiner Grossfamilie aus Süddeutschland kommend herzog, siedelte am Fuss des Grauholzberges und begründete Bäriswil. Bei späteren Gründungen ist -wil bloss Bezeichnung eines Weilers (z. B. Seewil, Hofwil oder einfach Wil).
Namen auf –hof: Zollikofen war der Hof der Ingen (=Nachkommen) des Zollo.
Namen auf –stein: Da war meist eine Burg: Geristein, die Burg eines Georgs (Georg ist griechisch und heisst der Bauer, doch das wussten die Ritter nicht. Georg oder Jörg war ein beliebter Rittername).
Namen auf –igen oder –ingen: Ittigen geht auf den alemannischen Siedlungsgründer Ito zurück. Ittingen bedeutet „bei den Leuten des Ito". Die „-ingen“-Orte waren üblich zur Zeit der Landnahme durch die Alemannen. Die Ingen waren die Nachkommen. Die Orte mit Personennamen + i(n)gen lagen an fruchtbaren und verkehrsgünstigen Stellen – weil die ersten alemannischen Siedlungsgründer auswählen konnten. Oft schliff sich dann das –ingen zu -igen ab. Interessant ist, dass bei späteren Neugründungen das –igen unverstanden übernommen wurde, z.B. bei Bolligen, ein Boll ist ein rundlicher Hügel.
Bätterkinden würde eigentlich Bätterkingen heissen. Aber irgendwann im 15. Jahrhundert wollte irgendein Kanzleischreiberling vornehm tönen. Analog zum derben "Gring" (=Kopf), der in der Stadt Bern unter Patriziern etwas vornehmer ja "Grind" hiess, so seine Überlegung, wandelte er das -kingen in -kinden um.
Namen auf -laufen: Da läuft ein Bach vorbei, bei Worblaufen ist es die Worble.
Namen auf –ried: Ein Ried bezeichnet ein Gebiet, wo nach der Rodung ein Moor entstanden ist. Die Grafen von Thierstein waren ein wichtiges Adelsgeschlecht der Nordwestschweiz. In unserer Nähe besassen sie mehrere benachbarte Güter namens Ried, und die mussten sie unterscheiden: Grafenried, Kernenried, Zauggenried.
Namen auf –ach: Kirchlindach (und Oberlindach) hat weder etwas mit einem Dach noch etwas mit einer Linde zu tun. Der Name leitet sich vom galloromanischen Lentiniacum ab. Lindach bedeutet demnach: das dem Lentinius gehörende Gut.
Namen, die sich auf die örtliche Lage beziehen: Aus Baumgarten wurde
Bangerten, bei
Schwanden war der Wald gerodet worden, er „verschwand“,
Affoltern ist ein altes Wort für Apfelbaum,
Schönbühl heisst so, weil es auf einem schönen Hügel (=Bühl) steht, wobei „schön“ nicht im heutigen Sinn von „nett aussehend“ bedeutet, sondern „gut für Landwirtschaft“. Schönbühl war ursprünglich bloss der kleine Hügel, auf dem heute Gasthof und SBB-Bahnhof stehen. Dieser Hügel ragte aus einem Moorgebiet heraus, das heutige Naturschützer wohl als schön bezeichnen würden, aber gewiss nicht die Bauern von damals.
Schönbrunnen liegt auf der Wasserscheide, die sich mitten im Moos befindet. Das damalige Sumpfgebiet entwässerte Richtung Norden in den Lyssbach, der in die Aare fliesst, Richtung Süden in die Urtene, die dann in die Emme mündet. „Brunnen“ bedeutet Quelle, „schön“, dass das Wasser geniessbar war. Ob das heute auch noch so ist, das ist zu bezweifeln. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Torfabbau zu Ende und man begann, die flachen Gruben mit Kehricht und Industrieabfällen zu füllen. Du siehst heute beim Durchfahren, welche Parzellen aufgefüllt sind. In den 1920er- und 1930er-Jahren wurde der Kehricht der Stadt Bern mit der Eisenbahn nach Buchsi transportiert, etwa dorthin, wo heute die Verwertungsanlagen (Schwendimann, Rupp) stehen. Der Kehricht wurde dann von Sträflingen aus Witzwil aussortiert. Sie suchten nicht etwa nach Giftstoffen – diese übergab man damals bedenkenlos der Natur - sondern nach Wertgegenständen wie Alteisen, Lumpen oder Knochen für die Leimproduktion. Die Arbeit soll gar nicht so unbeliebt gewesen sein, denn viele der damaligen Strafgefangenen waren schon vorher - es war die Zeit der Wirtschaftskrise - Lumpensammler gewesen, zudem genossen sie das Privileg, bei der Arbeit rauchen zu dürfen. Und manch eine Berner Hausfrau leerte die Aschenbecher ihres Mannes säuberlich in ein gebrauchtes Kuvert, das sie dann mit ein paar netten oder moralisierenden Worten in den Kehrichteimer tat. Aus den Kippen liess sich eine Eigenmarke Zigaretten rollen. Ab und zu halfen noch Hausschweine beim Sortieren, diese interessierten sich eher für Rüstabfälle. Dann wurde der restliche Kehricht - mit den verbrauchten Batterien, den zerbrochenen Quecksilberthermometern, den bleihaltigen Farbresten und den schmierölgetränkten Putzlappen - in die ehemaligen Torfabbaustätten gekarrt und später mit Humus zugedeckt, nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Worte wie Sondermüll oder Entsorgung gab es damals noch nicht.
Auch
Fraubrunnen erhielt den Namen wegen einer Quelle, bei jener wurde dann ein Frauenkloster gebaut.
Schüpfen ist der Ort „bei den Schöpfen“, der
Schüpberg ist der Schüpfenberg und
Urtenen liegt am Urtenenbach.
Jahrhundertelang, bis zur Juragewässerkorrektion in der zweiten Hälfte des 19. Jh, war
Lyss ein armes, wenig beachtetes Fischerdörfchen an der Lyss, wie man dem fischreichen Bach ganz früher wohl sagte. Der Ort Lyss wurde nach der Juragewässerkorrektion immer wichtiger, und die Leute nannten den unwichtiger werdenden Bach halt Lyssbach. Die indogermanische Vorsilbe *li- bedeutet giessen oder tröpfeln. Dieses li, urverwandt mit liquid „flüssig“, ist häufig Bestandteil eines Namens eines Fliessgewässers: Limmat, Linth und - die ein paar Kilometer östlich von Lyss entspringenden Limpach, die heute kanalisiert durch den Ort
Limpach fliesst, dem der Bach den Namen gegeben hat. So wie man in Urtenen vom Urtenenbach spricht, in Lyss von Lyssbach und in Limpach vom Limpach-Kanal.
Wohlibach bedeutet Welschenbach. Die im Frühmittelalter im Moosseetal siedelnden Alemannen bezeichneten ihre Vorsiedler und nichtalemannischen Nachbarn als Welsche. In den schattigen Graben des Wohlibachs hatten sich demnach einzelne Galloromanen (romanisierte Helvetier) zurückgezogen - oder besser gesagt, zurückziehen müssen.
Früher nannten die Moosseedörfler ihren Ort Seedorf oder Sederf. Es waren Berner Kantonsbeamte gewesen, die den Namen
Moosseedorf erfunden hatten, denn es hatte mehrere Seedörfer im Kanton gegeben. Doch es dauerte fast hundert Jahre, bis sich die Seedörfler an ihren neuen Namen gewöhnten. Die Beamtenerfindung Moosseedorfsee aber geriet wieder in Vergessenheit. Es gibt noch ein
Seedorf am Frienisberg und ein
Seewil bei Dieterswil. Nach Seen sucht man dort vergebens. Denn diese beiden Ortsnamen stammen von alemannischen Sippenführern, die Sebald oder Sebaldius hiessen und die Orte vor 1500 Jahren gründeten.
Hindelbank kommt von „Hinde“, was noch heute in der Jägersprache eine Hirschkuh bedeutet. Hindelbank war das (schmale) „Feld, auf dem die Hirsche weiden“.
Büren zum Hof "Büren" bedeutet "kleines Haus" - und dieses gehörte zum Bauernhof nebenan
Flurnamen in Münchenbuchsee und angrenzend ans Gemeindegebiet:
(Die Namen sind teilweise über tausend Jahre alt)
Hirzenfeld bedeutet Hirsefeld
Gurtenfeld - der erste Teil ist keltisch und bedeutet Wald, ein Feld ist eine unbewaldete Fläche - ursprünglich also entweder „das Feld beim Wald" oder "das Feld, wo früher Wald war"
Stöckeren hier waren die Strünke (Stöcke) des gerodeten Waldes noch vorhanden
Limbärgeten bedeutet „Lehmberg“
Lätti war eine Lehmgrube.
Bodenacher: Acker in einer flachen Talsohle
Riedli: Ein Ried ist ein gerodetes Gebiet, in dem sich ein Sumpf (mit Riedgras) bildete.
Bärenried: Dort hatte es vielleicht mal Bären, aber der Name kommt von Beerenried (Bromberen, Himbeeren, Holunder)
Egg: Eine Egg ist eine vorspringende „Ecke“ eines Hügels. In unserer Gegend kann eine Egg auch ein langgezogener Rücken eines Hügels sein.
Hübeli: Bei der alemannischen Besiedelung hatte jeder freie Krieger vom Zentgrafen (Führer der Hundertschaft) ein Los für seine Familie zugewiesen erhalten. Dieses Grundstück oder Gut wurde Hof, Hufe oder Hube genannt. Das Hübeli nun war ein kleiner Nebenhof für einen Hagestolz, was ein altes Wort für Junggeselle ist und nichts mit „stolz“ zu tun hat. Heute sagt man eher Single. Im Frühmittelalter aber hiessen diese ältlichen Heiratsmuffel „Hagustalt“, was nichts anderes als Hagbesitzer bedeutete. Denn auch der Hagustalt wohnte - wie der Bauer mit seiner Familie und im Gegensatz zu einem Unfreien oder Knecht - in einer von einem Hag umfriedeten Hube, aber halt einer kleineren, einem Hübeli eben, da er weder Frau noch Kinder ernähren musste.
Hohle bedeutet Senke.
Eine
Löhr ist eine Geröllhalde oder ein Feld mit vielen Steinen.
Schaal ist ein altes Wort für Schlachthaus.
Ursprung ist ein anderes Wort für Quelle, dieses Bächlein hatte bei der Feldarbeit gestört und war bis zum kleinen Moossee in Röhren gelegt worden.
Das
Üedeli war ein Besitztum des Klosters. Althochdeutsch uodal oder uodil bedeutet (vererbter und vererblicher) Besitz, angestammtes Land. Das Üedeli war ein (wohl kleines) Stück Land, das Kuno von Buchsee im Jahre 1180 den Johannitern vermachte und das bis zur Reformation im 16. Jahrhundert im Besitz des Klosters war. (Dieses Wissen hatten die Macher der Dufourkarte von 1845 nicht. Auf ihrer Landkarte schrieben sie nämlich: „Hüdeli“).
Auf dem
Laubberg stehen heute keine Laubbäume mehr.
Aspi kommt von Espe.
Der
Ägelsee war mal ein kleiner See mit vielen (Blut-) Egeln. Jahrhundertelang ernteten Naturheiler die Blutegel, wie sie in schlammigen Stillgewässern vorkommen. Diese medizinischen Helfer wurden für den Aderlass eingesetzt, der seit der Antike eine beliebte Behandlungsart war und in der ersten Hälfte des 19. Jh. einen Boom erlebte, so dass die Blutegel beinahe ausstarben. Heute sind die Blutegel unter Naturschutz. Und „Entgiftungskuren“ und Heilungen mit dem Ansetzen der Blutsauger kennt die heutige Medizin nicht mehr.
Allmend, die „Allgemeinde“, hiess das Stück Land, das Gemeinschaftsbesitz war und von allen als Weide oder für den Holzschlag genutzt werden konnte. Waldrodungen sind in der Schweiz seit langer Zeit verboten. Doch als 1940 die Schweiz von den kriegsführenden Achsenmächten umschlossen war, begann die „Anbauschlacht“ gegen die drohende Lebensmittelknappheit. Sportplätze wurden zu Kartoffeläckern, und es wurden auch Waldgebiete gerodet, um mehr Ackerland zur Verfügung zu haben. So entstand das Gebiet um den Bahnhof Zollikofen, der übrigens auf Buchser Boden steht: die Allmend. Nach dem Krieg wurde die Allmend nicht wieder aufgeforstet, sondern für den Wohnungsbau eingezont. 1953 entstand der Mormonentempel: Ein Stück Amerika in unserer Gemeinde.
Äbnit ist eine Ebene.
Gsteig ist der Ort, wo das Gelände steil ansteigt.
Lee bedeutet Hang, Anhöhe (von ahd. hleo). In unserer Gegend oft ein Moränehügel.
Die
Leutschen hat ihren Namen vom Flüsschen, das beim
Widi (Gebiet, wo Weiden für die Korber wuchsen), diesem kleinen Teich, entspringt und dann, im Rahmen einer Meliorierung, in Röhren gelegt wurde. Leutschen ist ein uralter und sehr häufiger Bachname (und deutet auf ein sauberes Gewässer hin). Er leitet sich vom indogermanischen *leuko (weiss, das Weisse, das Licht) ab, hat also die gleiche Wurzel wie die Lütschine im Berner Oberland oder im Wallis die Lonza, die früher Lötsche hiess, und die Leuk.
Ein
Schachen ist ein Gehölz, ein ursprünglich gerodetes Land, wo dann Buschwerk wuchs.
Im
Cholholz arbeiteten die Köhler. Sie stellten Holzkohle her. Vornehme Leute hatten früher, wenns ganz kalt war, mobile Zimmeröfen mit Holzkohle. Auch für die Bügeleisen wurde Holzkohle gebraucht.
Im
Bubenloo schlugen die Buben (die Klosterbrüder) Holz. Loo ist ein altes keltisches Wort für Wäldchen, lichtes Gehölz - das Wort kommt auch in Waterloo vor, dem berühmten Ort bei Brüssel, wo im Jahr 1815 die allerletzte Schlacht Napoleons stattfand.
Und woher stammt der Name
Nüchtern? Wer „nüchtern“ ist, hat nichts gegessen oder nichts Alkoholisches getrunken. Das Adjektiv „nüchtern“ leitet sich vom lateinischen „nocturnus“ (nächtlich) ab. Nüchtern war ursprünglich der Zustand der Mönche, die noch zu nächtlicher Stunde, also vor dem Frühstück, zur Matutin antraten, um - noch nüchtern - zu beten. Leben heute an einem Ort, der „Nüchtern“ genannt wird, nüchtern betrachtet, wirklich Menschen, die dem Alkohol abgeschworen haben? Wenn wir von jemandem sagen: „Är isch ir Nüechtere“, dann befindet sich dieser in unserem Nachbardorf Kirchlindach, wo er sich in der Klinik für Suchttherapien einem Alkoholentzug unterzieht. Früher war das die „Trinkheilanstalt Nüchtern“. gewesen. Aber der Name der Klinik hat nichts mit Alkohol zu tun. Auch an vielen andern Orten wurde ein kleines, ärmliches Heimetli, dessen Felder nicht gegen Osten oder Südosten ausgerichtet und deshalb schattig, feucht und ertragsarm waren, Nüchtere genannt. Dass im 19. Jahrhundert für eine Trinkerheilstätte nicht der schönste Hof ausgesucht wurde, ergab wohl diese Zufälligkeit. Vielleicht hatte das Wortspiel die Wahl beeinflusst.
In neuerer Zeit, wenn Wohnquartiere geplant werden, überlegen sich Gemeindebeamte, wie die neuen Strassen heissen sollen. So gibt es dann in einem Quartier den
Rosenweg, den
Tulpenweg usw, in einem andern Quartier den
Eschenweg, den
Wydenweg und den
Erlenweg, obschon dort gar keine Erlen stehen.
Andere Namen verschwinden, so wie die
Landstuhlmatte: Das war der Ort, wo der Weibel der Gnädigen Herren (Regierungsrat) des Alten Bern die Bauern zusammentrommelte und die Mandate (die neuen Verordnungen) verlas. Heute weiss kaum noch jemand, wo dieser Ort war.
Alte Familiennamen aus Münchenbuchsee:
Häberli: Den Sohn eines Eberhards nannte man so. (Eberli)
Krieg: Ein Buchser, der aus fremden Kriegsdiensten zurückkehrte, erhielt den Übernamen „der Krieger“, sein Sohn übernahm den Namen, der dann mit der Zeit zu Krieg abgeschliffen wurde.
Bill war der Sohn eines Wilhelms.
Kobi war der Sohn eines Jakobs.
König: Der erste Träger dieses Namens spielte in einem kirchlichen Schauspiel (z.B. der Weihnachtsgeschichte) einen König.
Bartlome: Aus dem Vornamen Bartholomäus, einem alten biblischen Namen.
Kräuchi: Das reiche Adelsgeschlecht der von Krauchthal besass im Spätmittelalter Güter in der Umgebung von Bern. Die Leute, die dort arbeiteten, waren die Kräuchis.