Erst Grossmacht, dann Hauptstadt
Bei der
Schlacht von Laupen 1339 gegen den seeländischen Adel war Bern von den drei Waldstätten (Uri, Schwyz, Unterwalden) unterstützt worden.
1353 trat dann Bern als
achter Ort dem Bund der Waldstätten bei. Damit war die Eidgenossenschaft stark geworden und Bern hatte den Rücken frei, um sich
Richtung Westen ins Waadtland auszudehnen.
Der Stadtbrand,
zeitgenössische Darstellung Nach dem
grossen Brand von 1405 erfolgte der Wiederaufbau der vorher aus Holz erbauten Stadt in Sandstein. Das damals entstandene mittelalterliche Stadtbild ist bis heute weitgehend unverändert geblieben.
1415 eroberten die Berner zusammen mit den Eidgenossen im Reichskrieg gegen Österreich den grössten Teil des
Aargaus.
Während der
Burgunderkriege übernahm Bern unter dem Schultheissen Adrian von Bubenberg die Führung der Eidgenossenschaft.Die Eidgenossen siegten 1476 bei
Grandson, Murten und Nancy gegen Herzog
Karl den Kühnen von Burgund, der damals der mächtigste Fürst Europas war.
Herzog Karl der Kühne auf der Flucht
Die
Reformation fand hier mit Pfarrer Berchtold Haller und dem als Dichter und Maler bedeutenden Niklaus Manuel eifrige Anhänger.
Nach Zwinglis Disputation (
Streitgespräch im Münster) 1528 entschied sich Bern für die Annahme des neuen Glaubens. Von da an stand es mit Zürich an der Spitze der protestantischen Schweiz und nahm an mehreren
Religionskriegen teil:
Kappelerkrieg („Kappeler Milchsuppe“) und Villmergerkrieg.
Die versöhnende Kappeler Milchsuppe
(Gemäde von Albert Anker) Auch eine Folge des Religionsstreites war, dass Bern die Waadt erobern und das Einflussgebiet bis an den Genfersee erweitern konnte.
Die Waadt wurde bernisch und damit protestantisch.
Bern wurde von einem
Schultheissen regiert, den die
Patrizier aus ihren Reihen bestimmten. Daneben gab es noch den
Grossen Rat. Neuzuzüger hatten keine politischen Rechte. Den Patriziern boten die
60 Landvogteien, die jeweils auf sechs Jahre vergeben wurden, reiche Einnahmequellen.
1798, nach der verlorenen Schlacht im Grauholz, ging mit dem Einmarsch der Franzosen das alte Bern, das Ancien Régime, unter.
Nach den Gefechten von Neuenegg und im Grauholz konnten die Franzosen die Stadt unbehelligt besetzen.Die 12 000 Bewohner Berns erhielten 30 000 französische Soldaten einquartiert. Der Berner Staatsschatz wurde entführt - er finanzierte dann Napoleons missglückten Ägyptenfeldzug. Vor allem die Bürger der ländlichen Orte hatten sich für das LIBERTÉ, ÉGALITÉ und FRATERNITÉ begeistert. Viele Berner mussten dann an den napoleonischen Kriegen teilnehmen (Schlacht an der
Beresina). Die Berner hatten sich Freiheit anders vorgestellt. Doch dank (oder wegen) des Franzoseneinfalls wurde der Staat Bern nachhaltig verändert.
Nach dem
Wiener Kongress (Neuordnung Europas nach 1815) verlor Bern die Waadt und den Aargau und wurde dafür mit dem
Jura (von Porrentruy bis Biel) entschädigt. Der nördliche Teil davon löste sich dann hundertfünfzig Jahre später als
Kanton Jura wieder von Bern (
„Separatisten“).
Mit der Verfassung von 1831 wurde die Kantonsverwaltung etwa so organisiert, wie sie heute noch ist (Regierungsrat, Grossrat, Amtsbezirke, Gemeindeautonomie, Regierungsstatthalter, Stimm- und Wahlrecht, Freiheitsrechte etc.)
Bern Ende 19.Jh. 1848 bestimmte die erste eidgenössische Bundesversammlung die Stadt Bern zum Sitz der Bundesbehörden und damit zur Bundesstadt. So wurde
Bern Hauptstadt der neu gegründeten Schweiz. Der Kanton Bern spielte auch die Rolle des
„Brückenkantons“ zwischen Deutsch und Französisch.
Bundesrat Rüedu Minger war beim Volk beliebt. Noch heute kursieren die liebevollen Witze über ihn Nach dem Ersten Weltkrieg gründete der Landwirt
Rudolf Minger die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, die BGB, die zur grössten Partei im Kanton wurde. Heute heisst die Partei
SVP und ist in der ganzen Schweiz vertreten.
In den 1960er- und 1970er-Jahren richtete sich in der Stadt Bern eine bedeutende Kleinkultur-Szene ein. Als Beispiel seien die
Berner Troubadours mit Mani Matter erwähnt, dessen Chansons noch heute populär sind.
In der neusten Zeit muss die einstmals peinlich saubere und korrekte Beamtenstadt Bern gegen Verslumungs- und
Verelendungserscheinungen ankämpfen (Sprayereien, Bettler und Drogenelend).
Der wenig industrialisierte Agrarkanton Bern leidet unter der globalisierten Landwirtschaft, schreckt Bürger und Firmen mit hohen Steuerbelastungen und steht immer mehr
im Schatten des Zürcher Finanz- und Wirtschaftsplatzes.
Auch das ist Kultur Mindestens etwas tröstet Bernerinnen und Berner über die vergangene Grösse Berns hinweg: Der
SCB wird häufig Schweizer Meister und das Allmendstadion gilt wegen seiner Stimmung und riesigen Fangemeinde international als der „Eishockey-Tempel“ schlechthin.